Bertold Hummel

 

Aktuelles

 

Neues bei Komponisten.net

 

Impressum
         

 

Komponisten
 

 

 

 

 

 

 

 
Biographie

 

Gedanken und Aussagen zur Musik

 

Spezial

 

Auszeichnungen

 

Diskographie

 

Kompositionen

 

Konzerte

 

Kontakt

Hommage zum 75. Geburtstag von Bertold Hummel

»Musik muss einfach durch Kopf und Körper gehen«
Würzburger Komponist Bertold Hummel wird 75 Jahre alt
Breitgefächertes Spektrum seiner Werke

Nein, um die Musik ist ihm nicht bange. Bertold Hummel schüttelt entschieden den Kopf und lächelt:
Es wird immer junge Leute geben, die mit neuen Ideen komponieren und ihr Publikum finden. Es werden immer alte Dogmen fallen und die befreiten Geiister werden nach dem Durchkämpfen und Durchschreiten der Regeln mit ihren eigenen, unverwechselbaren Mitteln das Vorhandene erweitern.Schöpferische Kräfte waren immer stark, ist Hummel zuversichtlich.

Der Würzburger Komponist, der heute 75 Jahre alt wird, vergleicht den Gang der Musikgeschichte mit einem Strom: Vieles fließt dahin, aber »von Zeit zu Zeit fährt ein großer Dampfer den Fluss hinunter«. Die Dampfer, das sind für ihn Bruckner, Strawinsky, Messiaen. Musik am Ende des Jahrhunderts? Die kann nur noch jemand schreiben, der durch die Wirrnisse des Gewesenen hindurch gegangen ist, um sich zeitgenössisch ausdrücken zu können. Um Form und Ausdruck zu finden, die den unvoreingenommenen Hörer erreichen. Um einen Weg zu finden, das Dreieck von Komponist, Hörer und Interpret neu zu ordnen.

Für ihn, der sich selbst als Eklektiker bezeichnet, war dieses Dreieck beim Komponieren stets bedeutend. Eklektiker - ein abschätziges Wort für jemanden, der minder Originelles schafft? Keineswegs! Für Hummel war Mozart einer der Großen, die auf diese Art schöpferisch gearbeitethaben. Sich selbst beschreibt Hummel als jemanden, der »sämtliche Experimente beobachtet und analysiert hat«. Genommen hat er sich aus dieser Fülle der Erfahrungen nur, was für ihn persönlich mit seinen Ohren und seinem körperlichen Empfinden in Einklang zu bringen war. Denn »Musik muss einfach durch Kopf und Körper gehen«. Die anderen, die einsamen Experimentatoren, die Musik gedanklich in ganz neue Regionen weiterführen, sind selten. Von ihnen gehen neue Entwicklungen aus; sie faszinieren ganze Generationen: Wagner etwa mit seiner Tristan-Chromatik, Beethoven oder Schönberg. Von Erfahrungen kann der vitale Mitsiebziger mit seinen wachen Augen stundenlang berichten.

Seine ersten musikalischen Eindrücke reichen bis in seine Kindertage im badischen Hüfingen zurück, als er bereits mit dem Spitznamen »Palestrina« belegt war. Hummel erinnert sich an die unerhörte Wirkung des »stürmischen Beginns« Ende der vierziger Jahre, als er Komposition bei Harald Genzmer und Cello bei Atis Teichmanis studierte, als seine Messiaen-Begeisterung wachgerufen wurde, als die jungen Studierenden zum ersten Mal Chagall oder Picasso betrachten konnten. »Wir lebten idealistisch und aus dem Vollen«, erinnert sich Hummel, »spielten bei literarischen Zirkeln und Ausstellungen junger Maler, und das, ohne je daran zu denken, was es an Geld gibt.« Zu seinem Opus 1b, einem Streichtrio, habe damals ein Kritiker gefragt, woher der junge Mann den Mut zum formalen Gestalten nehme. Ordnung, Klarheit, Gliederung - das hat Hummel immer interessiert, das hat er in der französischen Musik gefunden, die er sehr liebt.

Durch den Vater, einen Lehrer, Chorleiter und Organisten, ist Bertold Hummel schon früh mit dem gregorianischen Choral vertraut geworden, der ihn zeitlebens geprägt hat: »In meiner Musik gibt es immer modale Ausgangspunkte, die sich entwickeln.« Hummel interessiert es, wie aus einer »Urzelle«, aus dem beschränkten Material weniger Töne, ein Gebäude zu errichten, eine Vielfalt zu erschaffen ist. Zur Kirchenmusik fällt es dem ehemaligen Kantor in der Erzdiözese Freiburg _ von 1956 bis 1963 wirkte er in derArbeiterpfarrei St. Konrad in Freiburg _ nicht schwer, sich zu bekennen. »Die Aufgabe eines Christen ist, Gott zu loben. Das ist eine Maxime, die ich nie verleugnet habe«, offenbart der Katholik die Antriebsquelle seines Arbeitens. Sie speist nicht nur seine zahlreichen kirchenmusikalischen Werke, von der Missa brevis op. 5 für gemischten Chor und Bläser, deren Uraufführung 1952 bei den Donaueschinger Musiktagen Hummel bekannt gemacht hat, bis zum gewaltigen Oratorium »Der Schrein der Märtyrer« op. 90, das vor zwei Wochen im Würzburger Dom zum dritten Mal nach 1989 und 1992 erklungen ist. Bis auf die Oper _ es gibt nur eine früheKammeroper »Des Kaisers neue Kleider« op. 10 _ umfasst Hummels Oeuvre ein breites Spektrum von Gattungen, von der großen Symphonie wie der Dritten mit dem Titel »Jeremia« (op. 100) bis zu Miniaturen wie die »Bagatellen« für Oboe solo op. 103c oder den »Tastenspielen für Kinder«op. 103d.

Dass er mit Werken wie dem Schlagzeugkonzert op. 70 besonders identifiziert wird, sollte die Breite seines Schaffens nicht verdecken. Seine rund 20 Werke für Schlaginstrumente in verschiedenen Besetzungen werden von den Interpreten hoch geschätzt und in aller Welt aufgeführt, so im Juni zum Beispiel erstmals in Kairo. Peter Sadlo spielte ihm sein Konzert in Berlin mit dem Rundfunk-Sinfonie-Orchester: Eine Hommage nicht nur an den Komponisten, sondern ebenso an den musikalischen Erzieher und Mentor, der als Präsident der Würzburger Musikhochschule von 1979 bis 1988 und als Leiter der Kompositionsklasse von 1973 an Generationen von Studierenden begleitet und auf ihren je eigenen Weg geführt hat. Hummel sieht es, wie auch seine zahlreichen Auszeichnungen, mit Gelassenheit. Er schmunzelt, sucht ein Buch aus einem Stapel heraus und beginnt begeistert zu blättern: er sucht nach einer Oper von Franz Schreker, die mit einem Streichquartett endet, und die er gerne wieder einmal auf der Bühne sehen würde.

Werner Häußner
________________________________________________________________________________

Preisverleihung
Auszeichnung von Bertold Hummel und
Petr Eben mit dem Kunst-und Kulturpreis
der deutschen Katholiken durch Kardinal
Lehmann
Kunst-und Kulturpreis der deutschen Katholiken

Petr Eben und Bertold Hummel sind für ihren „herausragenden Beitrag zur geistlichen Musik unserer Zeit“ mit dem Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand am 13. Juni 1998 im Rahmen des 93. Deutschen Katholikentages in Mainz statt. Der von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken gestiftete Preis wurde in diesem Jahr zum dritten Mal vergeben. Zu den früheren Preisträgern zählte unter anderen auch der polnische Schriftsteller Andrzej Szczypiorski.

Petr Eben and Bertold Hummel have been awarded the Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken for their “outstanding contribution to the sacred music of our time“. The awards ceremony took place on 13 June 1998 as part of the 93. Deutscher Katholikentag (93rd General Meeting of German Catholics) in Mainz.

Zum Seitenanfang